Totgesagte leben länger oder ein Beck ist ein Beck ist ein Beck

Seitdem Kurt Beck sein Amt als Parteivorsitzender angetreten hat, wird über seinen möglichen Rücktritt spekuliert. Der Mann kann einem leid tun, denn ihm geht es wie der großen Koalition –  permanent wird rektal Temperatur gemessen und die Koalition steht nunmehr im dritten Jahr kurz vorm Scheitern, jedenfalls wenn man den Medien und manchen selbsternannten In- oder auch Outsidern glauben darf.Es ist schon erstaunlich, dass bei diesem Kassandra-Chor überhaupt noch Arbeit möglich ist. Wer dauernd in Gedanken seine Koffer packt hat nämlich kaum Zeit für zukunftsgerichtete Politikgestaltung.

Es ist uns Teutonen leider scheinbar schon an der Wiege gesungen, dass wir skeptisch sind und gerne schwarzsehen. Nicht umsonst müssen die Angelsachsen für den Begriff „Angst“ auf das deutsche Wort zurückgreifen, dabei haben die viel mehr Grund sich zu fürchten als wir.
Aber jetzt starren alle auf Kurt Beck und warten darauf, dass er seinen Hut nimmt. An dieser Stelle soll einmal ein klares Plädoyer für Kurt Beck stehen – er hat es zumindest anfänglich geschafft, die Partei zu beruhigen, die nach sehr schnellen Vorsitzwechseln ins Wanken geraten war.
Wenn sich heute Franz Müntefering in den Kulissen startklar macht, den Vorsitz wieder zu übernehmen fragt man sich, wie lange eine solche neue Amtszeit dauern würde – bis er wieder eine Abstimmung im Parteivorstand verliert?
Wenn man Kurt Beck auf das Abstellgleis schiebt soll man erst einmal schauen, was denn an Lokomotiven nachkommen würde.

Matthias Platzeck war mit dem Amt überfordert, Franz Müntefering ist über eine ohne Not gestellte Machtfrage gestolpert, Oskar Lafontaine – der letzte Parteivorsitzende der Herzen - hatte die Partei am Ende behandelt wie eine lästige Ex-Geliebte.
Die daraus erwachsene Enttäuschung der Parteimitglieder bekommt Kurt Beck jetzt zu spüren. Das hat nicht nur mit seinem unglücklichen Taktieren bei der Hessenwahl zu tun. Man muss keinerlei Sympathie für die teilweise sehr seltsame Spinnerbrigade von der „Linken“ übrig haben, die sich in ihrer eindrucksvollsten Form in der Gestalt von Christel Wegener in Niedersachsen gezeigt hat, die wieder eine Stasi in Deutschland einführen wollte.

Es ist aber natürlich nur mittelschlau, sich im Vorfeld der Landtagswahl verbindlich auf Koalitionen festzulegen und eine Zusammenarbeit mit einer Partei von vorneherein kategorisch auszuschließen, zumal wenn die Zusammenarbeit in anderen Bundesländern ganz gut funktioniert. Alle demokratisch legitimierten Parteien sollten grundsätzlich mögliche Kooperationspartner sein – zumindest in der Theorie.
 Wenn man ihnen die demokratische Verortung abspricht, muss man auch dafür Sorge tragen, dass sie gar nicht erst zu Wahlen zugelassen wird. Wie schwierig so etwas ist, hat das Desaster des versuchten NPD-Verbots gezeigt.
Das ungeschickte Agieren von Andrea Ypsilanti und Kurt Beck in Hessen hat der Partei geschadet – viel mehr hätte es aber der hessischen FDP schaden müssen, die sich jeglicher Kooperation verweigert und dann mit dem Finger auf die SPD zeigt.

Andrea Ypsilanti geht den einzig möglichen Weg, in dem sie nun doch die Kooperation mit der Linken sucht. Man kann ihr das zum Vorwurf machen aber müsste man ihr nicht viel mehr vorwerfen, wenn sie Hessen regierungsunfähig hielte?
Herbert Wehner hat den berühmten Satz geprägt: „Wer rausgeht muss auch wieder reinkommen“ – das erfährt Andrea Ypsilanti gerade exemplarisch.

Koch muss weg – das steht fest. Der Mann hat versucht, Hessen ein neues Gesicht zu geben,  was in acht Jahren so gut gelungen ist, dass es fast keine sozialen Einrichtungen mehr gibt, die Studenten Studiengebühren zahlen müssen ohne dadurch eine verbesserte Lehre und Forschung vorzufinden sondern lediglich die Löcher stopfen, die die Landesregierung nicht füllen möchte.

Niemand kann und darf den Medien vorschreiben, wie und was sie zu berichten haben. Auch dort wird der Markt immer enger, die Leser sind heiß umkämpft. Da wird geklotzt wo früher nur gekleckert wurde.

Es wäre aber schön, wenn man der SPD das Prognosethermometer aus dem Hintern nehmen würde, damit sie sich wieder bewegen kann. Den Kopf abzuschlagen, hat die wenigsten Kranken bisher geheilt.